Die vom ehemaligen Vizepräsidenten des Obersten Gerichthofs Ronald Rohrer geleitete, unabhängige Expertenkommission hat heute ihren Bericht zum Corona-Krisenmanagement des Landes vorgelegt. Es ist eine schonungslose Analyse, für die von der Kommission über Monate hinweg tausende Seiten an Protokollen, Lageberichten und Mailabschriften gesichtet und 53 Auskunftspersonen aus allen Bereichen befragt wurden. Landeshauptmann Günther Platter selbst hat alle Landesbehörden angewiesen, der Kommission sämtliche Unterlagen lückenlos vorzulegen, was, wie Rohrer in der Pressekonferenz bestätigt hat, auch erfolgt ist.
Entscheidung zur Beendigung der Wintersaison „richtig und angemessen“
Bereits im Vorfeld haben die Tiroler Oppositionsparteien allerlei Mutmaßungen angestellt und Vorverurteilungen ausgesprochen. „Mit dem heutigen Expertenbericht liegt nun endlich eine umfassende und faktenbasierte Unterlage am Tisch, die aufzeigt, was gut gelaufen ist und wo es Verbesserungsbedarf gibt“, stellt VP-Klubobmann Jakob Wolf nach Durchsicht des Berichts fest. Ein wichtiger Punkt sei, dass im Bericht mit kursierenden Verschwörungstheorien aufgeräumt werde. „Beispielsweise werden alle Gerüchte, dass sich die Politik bei der Beendigung der Wintersaison von der Tourismus- und Seilbahnbranche beeinflussen hätte lassen und ihrem Druck nachgegeben hätte, klar widerlegt. Im Gegenteil: Laut Expertenkommission war die Entscheidung des Landeshauptmannes, die Skisaison für das Wochenende 14./15. März zu beenden, „richtig und angemessen“. Auch die schweren Vorwürfe, dass die Behörden die Virusausbreitung zu Beginn der Pandemie bewusst verschwiegen und nicht auf die Meldungen aus Island reagiert hätten, werden im Bericht widerlegt. Laut Ronald Rohrer wurde „durch breit angelegte Testungen und Ermittlungen von Kontaktpersonen prompt und richtig reagiert“, unterstreicht Wolf.
Opposition geht es nur um politisches Kleingeld
Auch wenn es zu Beginn der Pandemie fachliche Fehleinschätzungen gegeben hat, belegt der Bericht, dass es seitens der Behörde zu keinem Zeitpunkt Entscheidungen wider besseres Wissen gegeben hat. „Natürlich würde man im Rückblick manches anders machen. Aber man muss die damals getroffenen Entscheidungen immer auch im Kontext des damaligen Informations- und Kenntnissstandes sehen. Im Gegensatz zur Opposition, die jetzt naturgemäß alles besser weiß und der es nur darum geht, politisches Kapital aus dem Bericht zu schlagen, bezieht die Kommission richtigerweise sehr wohl die damaligen Rahmenbedingungen in ihre Überlegungen mit ein“, sagt Wolf.
Tirol erstes Land, das sein Krisenmanagement extern prüfen und bewerten lässt
VP-Klubobmann Wolf betont, dass Tirol europaweit das erste Land sei, das eine solche externe Analyse des Krisenmanagements in Auftrag gegeben habe. Als besonders wertvoll bezeichnet er, dass die Kommission auch Empfehlungen formuliert hat, wie Entscheidungsprozesse verbessert und Abläufe optimiert werden können. Diese sollen nun schnellstmöglich umgesetzt werden. „Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Ganz im Gegenteil, die steigenden Infektionen zeigen, dass die nächsten Monate eine riesige Herausforderung werden - für Tirol, Österreich und die ganze Welt. Umso wichtiger ist es, dass mit dem Expertenbericht eine umfassende Analyse vorliegt. Auf Basis dieser Grundlage können nun die richtigen Schlüsse gezogen werden, um bei der Eindämmung des Corona-Virus noch effizienter, besser und schneller zu werden“, sagt Wolf.