Es wird nicht alles sofort möglich sein, so wie wir es vor der Corona-Pandemie gewohnt waren. Es wird aber sehr vieles von dem möglich sein, was wir alle so sehr vermisst haben.
Sicher ist es Ihnen auch schon aufgefallen: Seit der 19. Mai als Öffnungsdatum feststeht, geht ein kollektives Aufatmen durch Tirol. Landauf, landab herrscht geschäftiges Treiben. Gerade in den Bereichen, die komplett stillgestanden sind, stehen die Menschen freudig in den Startlöchern: Tourismus. Gastronomie. Kultur. Sport. Auch die Schulen kehren wieder vollständig in den Präsenzunterricht zurück. Sie alle können es kaum erwarten, unseren Alltag wieder mit Leben zu füllen.
Lange haben wir darauf gewartet. Wir alle mussten viele persönliche Einschränkungen in Kauf nehmen. Es war immer ein Abwägen zwischen größtmöglicher Freiheit und geringstem Risiko. Der Schutz der Gesundheit war immer unsere oberste Handlungsmaxime, die Aufrechterhaltung unseres Gesundheitssystems das primäre Ziel.
Tirol war in dieser Pandemie von Anfang an ganz besonders gefordert, das gebe ich gern zu: Mehr als einmal habe ich mich gefragt, was da noch alles auf uns zukommt? Was ist notwendig? Was ist angemessen? Auch die Meinung der Fachexperten war durchaus unterschiedlich, was Sie sicherlich auch selber in den Medien erlebt haben. Aber in den maßgeblichen Fragen hat Tirol zusammengehalten.
Und was ganz entscheidend ist: Wir haben nicht aufgegeben. Jetzt stehen wir hier – voller Hoffnung und Zuversicht.
Die Öffnungsschritte nächste Woche sind der Wendepunkt. Davon bin ich überzeugt. Möglich wird das nur durch den neuen Dreiklang: Genesen. Getestet. Geimpft.
Bei den Impfungen sind wir mit Volldampf unterwegs. 375.000 Personen sind geimpft, 117.000 davon sind schon vollimmunisiert. Bis Ende Juni sollten alle impfbereiten Tirolerinnen und Tiroler die erste Impfung bekommen.
Es schaut gut aus, aber wir sind noch nicht ganz über den Berg. Wir bleiben deshalb konsequent bei unserer bewährten Tiroler Strategie: Genau beobachten. Intensiv testen. Infektionsherde kleinräumig eindämmen. Regional rasch handeln. Das ist unser Weg raus aus der Pandemie. Hinein in eine Zukunft voller Perspektiven!
Jetzt, liebe Tirolerinnen und Tiroler, werden wir in Tirol durchstarten.
Dabei ist eines klar: Die Welt ist durch Corona eine andere geworden. Und es gibt auch für uns kein Zurück zu einem „Weiter so“. Weil wir viel dazugelernt haben und Corona unserer Gesellschaft oft den Spiegel vorgehalten hat. Dabei wurden manche Schwächen sichtbar. Aber – und das ist das Erfreuliche: Corona hat uns auch gezeigt, wo wir stark sind.
Wir haben in Tirol nach wie vor ein solides Fundament: Attraktiver Wirtschaftsstandort.
Top-Tourismusdestination. Gute Beschäftigungszahlen. Hohe Lebensqualität. Einzigartiger Lebensraum. Diese Standortvorteile sind ja nicht über Nacht verschwunden. Wir haben tüchtige Menschen, die an dieses Land glauben. Und jeden Tag ihr Bestes geben.
Wir sind ein selbstbewusstes Volk. Wir geben nicht so schnell auf. Und wenn’s drauf ankommt, krempeln wir die Ärmel auf und packen an. Wir klappen den Laptop auf und drücken auf Start. Jetzt geht’s nämlich darum, Tirol gemeinsam wieder auf die Erfolgsspur zu bringen.
Um unserer Verantwortung für Tirol gerecht zu werden, müssen wir auch selbstkritisch zurückblicken. Und Dinge hinterfragen. Ohne Schuldzuweisungen. Ohne mit dem Finger aufeinander zu zeigen. Welche Lehren ziehen wir aus der Pandemie? Und wie können wir es in Zukunft besser machen?
Unser Handeln für Tirol wird daher keine Rekordjagd sein. Wir wollen kein höher, schneller, weiter um jeden Preis. Unser Handeln für Tirol wird ein gemeinsames und entschlossenes Vorangehen sein. Wir haben uns im Land gut auf die Zeit nach Corona vorbereitet. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht: 3 Unterstützungspakete mit insgesamt 800 Millionen Euro für schnelle Hilfen. Viele Millionen Euro für Wirtschaft und Arbeit.
Mir ist klar: Es wird ganz viele Initiativen und gewaltige Anstrengungen brauchen, um den Motor wieder voll auf Touren zu bringen. Das wird nur gehen, wenn wir in Tirol das Trennende zur Seite und das Gemeinsame in den Mittelpunkt stellen. Kleinliche Auseinandersetzungen sind jetzt fehl am Platz. Jetzt geht‘s um unser Tirol. Jetzt geht‘s um die Zukunft der Tirolerinnen und Tiroler.
Der Generalschlüssel für unsere gemeinsame Zukunft ist eine nachhaltige Entwicklung. Mit dem Klimaschutz als oberste Leitplanke. Wir sind verpflichtet, die Lebensgrundlagen für die nächsten Generationen zu bewahren. Ich möchte, dass auch noch die Kinder von meinen Enkelkindern Steine ins Wasser werfen und dieses Wasser auch bedenkenlos trinken können.
Wir müssen bei allem, was wir tun, an die langfristigen Konsequenzen denken. Darum lassen wir nicht nach – in unserem Kampf gegen den Transitverkehr. Darum achten wir auf ein Gleichgewicht von Wirtschaft und Umwelt. Darum achten wir akribisch auf unsere Finanzen. Corona hat uns hier schon eingebremst, aber wir halten am Tiroler Kurs fest. Ich will 2024, spätestens 2025, zurück zu einem operativen Null-Defizit.
Jetzt müssen wir die Stärken Tirols nützen. Zum Wohl unseres Landes.
Erstens: Lebensraum und Regionalität. Der Schutz unseres Lebensraums hat absolute Priorität. Grenzenloses wirtschaftliches Wachstum spielt sich in einem sensiblen Umfeld wie Tirol nicht. Wir bekennen uns klar und deutlich zu regionalen Kreisläufen. Sie helfen, Abhängigkeiten zu reduzieren. Wir haben gesehen, was passiert, wenn internationale Lieferketten zusammenbrechen. Wenn lebensnotwendige Medikamente nicht verfügbar sind, weil alle Produktionsstätten in Billiglohnländer ausgelagert wurden. Da müssen wir – da werden wir – mit aller Kraft gegensteuern.
Zweitens: Innovation und Digitalisierung. Ich will Tirol als Innovations-Drehscheibe der Alpen etablieren. Standort für moderne Gesundheitsunternehmen, Medizintechnik, Biotechnologie, Pharmazie oder Zentrum für Wasserstoff-Technologie. Einige markante Grundsteine für das Technologieland Tirol sind gelegt. Da liegen die Chancen für unsere jungen Fachkräfte. Genauso wie in der digitalen Transformation. Wenn der Standort zur Nebensache wird – wenn Distanzen keine große Rolle mehr spielen – dann hat Tirol durch seine ausgezeichnete Lebensqualität einen gewaltigen Wettbewerbsvorteil in der digitalen Welt.
Drittens: Solidarität und Zusammenhalt. Diese Krise macht den Menschen in Tirol zu schaffen, versursacht viel Leid. Ganz besonders auch unserer jungen Generation. Ich weiß, Ihr seid in der öffentlichen Wahrnehmung etwas untergegangen. Aber wir haben Euch nicht vergessen, wir brauchen Euch. Ich werde als Landeshauptmann alle Hebel in Bewegung setzen, damit wir Euch auch bei diesem Neuanfang mitnehmen.
Jetzt heißt es, zusammenstehen. Einander die Hand reichen. Jetzt heißt es, gemeinsam vorwärts marschieren. Dabei ist eines klar: Seit 75 Jahren geht die Tiroler Volkspartei mutig voran. Verantwortungsbewusst, engagiert und verlässlich.
Stellvertretend darf ich mich beim Regierungsteam der Tiroler Volkspartei für seinen Einsatz bedanken:
Landesrätin Beate Palfrader kümmert sich tagtäglich um Themen mit hoher Dringlichkeit in Tirol. Wohnen. Bildung. Kultur. Und vor allem Arbeit. Jetzt heißt es, so vielen Menschen wie möglich so schnell wie möglich wieder Arbeit zu verschaffen. Unser gemeinsames Ziel: 2023 wieder das Bundesland mit den höchsten Beschäftigungszahlen und der geringsten Arbeitslosenquote zu sein.
Landesrat Josef Geisler leistet ebenfalls seit Jahren gute Arbeit. Hervorheben möchte ich hier neben der Energiewende vor allem seinen Einsatz für regionales Wirtschaften. Wir haben in der Pandemie gelernt, heimische Lebensmittel statt billig importierter Waren wieder Wert zu schätzen. Da gibt es in unserem Land bereits einen Bewusstseinswandel, der mich zuversichtlich stimmt.
Landesrat Johannes Tratter. Er ist der Partner der Tiroler Gemeinden, die derzeit ebenfalls stark gefordert sind und jede Unterstützung brauchen können. Wir alle wissen, welche Bedeutung dieses Thema in Tirol hat. Da ist vorausschauendes Handeln gefragt.
Das sind nur ein paar Blitzlichter der ausgezeichneten Arbeit dieser 3 Regierungsmitglieder. Danken möchte ich auch den beiden ausgeschiedenen Regierungsmitgliedern Patrizia Zoller-Frischauf und Bernhard Tilg. Sie alle sind bzw. waren seit langem verlässliche Stützen in meinem Team.
Ich begrüße meine beiden neuen Regierungsmitglieder Annette Leja und Anton Mattle im Team der Tiroler Landesregierung. Sie übernehmen die Kernbereiche, die jetzt ganz besonders gefordert sind. Mit Annette Leja zeichnet eine versierte Expertin für die Gesundheits-, Pflege- und Wissenschaftsagenden verantwortlich. Sie weiß, was zu tun ist, damit die Strukturen funktionieren. Vor allem aber weiß sie, was menschlich notwendig ist.
Für die Gesundheit der Tirolerinnen und Tiroler brauchen wir die besten Rahmenbedingungen. Bis 2030 investieren wir 830 Millionen Euro in die Infrastruktur der Tiroler Krankenhäuser. 4,7 Milliarden Euro gehen in den nächsten 10 Jahren in die Pflege. Das ist sehr viel Geld, aber gut eingesetzt. Damit schaffen wir das beste Pflege- und Betreuungssystem in ganz Österreich.
Toni Mattle ist ein Politiker und Unternehmer mit Herzblut. Er wird alles daran setzen, die Tiroler Wirtschaft so schnell wie möglich hochzufahren. Egal, ob das die Industrie, das Gewerbe oder den Handel betrifft. Ganz sicher eine Mammutaufgabe, die bei ihm aber in den besten Händen ist. Er schätzt die tüchtigen Tiroler Unternehmerinnen und Unternehmer. Er weiß, dass man sich auf die fleißigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Tirol verlassen kann. Und er kennt die Stärken der Tiroler Wirtschaft: vielfältig, widerstandsfähig, flexibel und innovativ. Erklärtes Ziel wird es sein, unser Land Tirol auf die digitale Überholspur zu bringen.
Der Tourismus, für den ich selbst zuständig bin, ist und bleibt unsere Lebensader. Wir müssen den Tourismus in Tirol nicht neu erfinden – sehr wohl aber da und dort nachschärfen. Schon in den letzten Jahren haben wir zuallererst auf Qualität und Wertschöpfung geschaut. Wir wollen in Tirol keinen übertriebenen Partytourismus und keine illegalen Freizeitwohnsitze.
Etwas, das die Tiroler Landesregierung schon in den letzten Jahren ausgezeichnet hat, war das Miteinander. Sowohl innerhalb der Regierungsmannschaft der Tiroler Volkspartei als auch mit dem Koalitionspartner. Wir arbeiten gemeinsam an der Zukunft des Landes.
Liebe Tirolerinnen und Tiroler,
es liegen noch harte Monate vor uns. Wir bauen auf das Fundament auf, das die Generationen vor uns geschaffen haben, dass Tirol gut dasteht. Genauso hart werden wir daran arbeiten, Tirol wieder an die Spitze zu bringen.
Das Gute bewahren und auf unsere Stärken bauen. Veränderungen zulassen, wo es notwendig ist. Nachschärfen, wo es nicht optimal läuft. Neues wagen und mutig voranschreiten. Jetzt können wir uns – und der Welt – zeigen, aus welchem Holz wir geschnitzt sind.
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